ST.PÖLTEN 2007
KLANGTURM / DIÖZESANMUSEUM / KREUZGANG / STADTSÄLE / CINEMA PARADISO
Kugel 3. Vom historischen Orpheus zum Intermedium Orfeus07
Zeittafel

Von Monteverdis Orfeo bis zum Intermedium Orfeus07

1494
Am 9. August erscheint in Bologna der Erstdruck der Fabula d'Orfeo von Angelo Poliziano (1454-94). Die Musik zu dieser
"rappresentazione profana" ist dagegen nicht überliefert. Es handelt sich bei dem Werk um die erste neuzeitliche
Dramatisierung des Orpheus-Stoffs.

1567
Claudio Monteverdi wird am 15. Mai in Cremona getauft.

1573
Alessandro Striggio d. J. wird in Mantua geboren.

1600
Die erste vollständig erhaltene Oper der Musikgeschichte, L'Euridice (Libretto von Ottavio Rinuccini,
Musik von Jacopo Peri), wird im Florentiner Palazzo Pitti uraufgeführt. Caccini nennt das Werk ausdrücklich
"composta in musica in stile rappresentativo». Die opernästethischen Ideen der «Florentiner Camerata»,
eine Art Wiederbelebung der antiken Tragödie mit musikalischen Mitteln, findet in der Vertonung des Orpheus-Stoffs
die erste Konkretion.

1606
Monteverdi beginnt die Komposition der Favola d'Orfeo von Alessandro Striggio. Mit dieser Oper läßt Monteverdi mit einem
Schlag die Bestrebungen Caccinis und Peris weit hinter sich, indem er einerseits auf die musikalische Tradition der Florentiner
"Intermedien" mit ihrem reich besetzten Orchester zurückgreift und zugleich andererseits mit kühnen architektonisch-
dramaturgischen Ideen weit in die Operngeschichte vorausgreift.

1607, 24. Februar
Vor den Mitgliedern der Accademia degli Invaghiti erklingt im Palazzo Ducale zu Mantua die Uraufführung der
Favola in musica: L'Orfeo. Dem Modellcharakter dieser Aufführung zuliebe wird das bereits gedruckte Libretto an die Zuhörer
verteilt. Ob es sich um eine szenische Wiedergabe handelte, ist nicht mit Sicherheit bekannt. Der ursprüngliche Schluß des
Librettos - Orpheus wird von den Bacchantinnen zerrissen - scheint hier aufgeführt worden zu sein, denn die Aufführung fand
am Karnevalsabend statt. Der Erfolg der Darbietung ist so groß, daß am 1. März eine Wiederholung -
nunmehr vor etwas größerem Publikum - anberaumt wird.

1609
Im August erscheint die Partitur im Druck. Der Textcharakter dieser Partitur gibt allerdings nur geringe Aufschlüsse über die
tatsächliche Aufführungspraxis, wenngleich der Wille Monteverdis sich hier dokumentiert.

1630
Alessandro Striggio d. J. stirbt am 15. Juni in Venedig.

1643
Claudio Monteverdi stirbt am 29. November in Venedig. Mit seinem Tod gerät auch ziemlich rasch sein Schaffen in
Vergessenheit. Die Entwicklung der Oper geht nun andere Wege.

1790
In Ernst Ludwig Gerbers Historisch-Biographischem Lexikon der Tonkünstler wird Monteverdi als "größter Meister seiner Zeit"
bezeichnet.

1834
Im Zuge der Ausbreitung des Historismus erscheint Carl von Winterfelds epoche-machendes Werk über Johannes Gabrieli
und sein Zeitalter, in dem auch zum erstenmal Vokalwerke Monteverdis vorgestellt und analysiert werden.

1887
Die erste deutschsprachige und überhaupt erste umfassende Monteverdi-Biographie erscheint (Emil Vogel).

1911
Erste szenische Aufführung der praktischen Ausgabe d'Indys im Tèatre Réjane in Paris. 1925 Die Wiederentdeckung des
Opernkomponisten Monteverdi befindet sich immer noch im Stadium des Experiments. So bringt der junge Carl Orff am
17. April im Nationaltheater Mannheim seine erste Aufführungsversion des Orfeo heraus.

1934, 27. Dezember
Tullio Serafin dirigiert am Teatro Reale dell'Opera in Rom eine szenische Aufführung der ersten Fassung des Orfeo
„in freier Einrichtung“ von Giacomo Benvenuti.

1936
Am 10. Februar wird in Zürich die von dem Musikwissenschaftler Hans Ferdinand Redlich eingerichtete Aufführungsversion
konzertant aufgeführt.

1940 4. Oktober
Karl Böhm leitet an der Dresdener Staatsoper die Uraufführung der dritten, endgültigen Fassung des Orfeo von Carl Orff.

1954
Am 3. Juni wird anläßlich der Wiener Festwochen eine Bühnenaufführung der Fassung Hindemiths realisiert.
Dieser bedeutungsvolle Auftakt zur bald einsetzenden «authentischen» Aufführungspraxis älterer Musik wird
von dem jungen Nikolaus Harnoncourt als "Schlüsselerlebnis" begrüßt.

1969
Nikolaus Harnoncourt realisiert die erste Schallplattenaufnahme des Orfeo mit historischen Instrumenten. Es geht sowohl um
eine "Rekonstruktion" des historisch «richtigen» Klangs als auch zugleich um eine moderne «Interpretation».

1975 20. Dezember
Am Opernhaus Zürich hat die Inszenierung von Jean Pierre Ponnelle Premiere, die musikalisch von Nikolaus Harnoncourt
und dem Monteverdi-Ensemble des Züricher Opernhauses bestritten wird. Diese Aufführung hat ihrerseits "Modellcharakter",
da es den Beteiligten gelingt, Monteverdis Oper in doppelter Brechung als historisches und aktuell-sinnliches Stück
Musiktheater zu präsentieren. Den äußeren Rahmen bildet die Konzeption eines «Spiels im Spiel», die Handlung selbst
ereignet sich in kontinuierlicher, spannungsvoller Aktion. Mit dieser Bühnenaufführung erweist sich Monteverdis erste Oper
als lebensfähiger denn je.

2006
Start des Forschungs- und Dokumentationsprojektes INTERMEDIUM ORFEUS im Internet www.orfeus07.com von
Eberhard Kloke und Markus Wintersberger.

24. Februar 2007
400. Jubiläum der Uraufführung von Monteverdis Orfeo.

26. April 2007
Ausstellungsprojekt im Klangturm St. Pölten „IntermediumOrfeus07“ von Markus Wintersberger und Eberhard Kloke

Intermedium Orfeus07. Zeittafel 1. 1570 - 1770
Intermedium Orfeus07. Multimedia-Projekte im und rund um den Klangturm St. Pölten 2007.

preloading. Orfeus Cinema07, 19. April/18.30 Uhr, Cinema Paradiso.
Passion123, 23. Juni 2007/20.30 Uhr, Diözesanmuseum.
Parsifal Entfernung. Sakrileg Kundry, 29. Juni 2007/20.30 Uhr, Stadtsäle.

In Kooperation mit: Klangturm St. Pölten, kunst im öffentlichen raum niederösterreich, Diözesanmuseum St. Pölten, Bildungshaus
St. Hippoyt St. Pölten, Kulturamt der Stadt St. Pölten, Stadtmuseum St. Pölten, Fachhochschule St. Pölten und Cinema Paradiso

Klangturm Saison 2007 Gesamtkuratierung: Hannes Raffaseder. Produktionsleitung: Martina Bertl und Marjan Nedeljkovic