ST.PÖLTEN 2007
KLANGTURM / DIÖZESANMUSEUM / KREUZGANG / STADTSÄLE / CINEMA PARADISO
Intermedium Orfeus07. Multimedia-Projekte im und rund um den Klangturm 2007

Ausstellung

Eröffnung: 26. April 2007, 19.00 Uhr
Ausstellung: 27. April bis 1. November 2007
Klangturm St. Pölten / Kulturbezirk 1 / 3109 St. Pölten


Ausstellung:
Schwerpunkte der Präsentation in drei inhaltlichen Ebenen

Präsentation:
Im Klangturm werden sechs stationäre Präsentationsebenen, 3 Kugelebenen und 3 offene Ebenen genutzt.

Ebene I
Gesamtdarstellung Projekt intermedium orfeus07 a visuell; b akustisch: Stimme-Artikulation-Klang Modelle "Stimme"
(historisch und aktuell, Material "Orpheus-Orfeo-Orfeus")

Ebene II
Stimme + Instrument + Klang-Bild (Bild-Klang)

Ebene III
intermedium orfeus07: Metamorphosen - RAUM-MUSIK-LICHT-BILD-VIDEO-MUSIK


Zusammenführende Signets: akustisches und optisches Signet

akustisches Signet - historisch und aktuell

optisches Signet - Visuelle "Zusammenführung" des Klangturms (der drei Ebenen) - Klangturm-Tryptichon
Der Klangturm leuchtet als Sendestation in die Region und wird darüber hinaus zu einem europäischen Signal für ein
exploratives Klang-Bild Forschungszentrum.


Inhalt der Ausstellung und des Programms „Rund um den Klangturm“:

Eine Erinnerung an ORPHEUS-ORFEO gestaltet sich als rezeptiv-kreativer Vorgang, in dessen Folge sich ein
produktiver, intermedialer Diskurs entwickelt.
Ausgangspunkt: Mythos Orpheus und intermediumorfeus07

Gegenwart von Kunst?
Medialisierung, Individualisierung und Kommerzialisierung stehen als Begriffsmetaphern für eine Welt, in der Gesellschaft
und Kunst gleichermaßen einem tiefgreifenden Veränderungsprozess ausgeliefert sind. Die ins Unendliche wachsende
Informationsflut, die rasant gestiegene Quantität und Qualität von Abbildungsmöglichkeiten produzieren immer neue
virtuelle Realitäten, die sich unseren gewohnten Begriffsmethoden und -mechanismen entziehen: eine unfassbare,
unbegreifliche "Realität", vor der die sogenannte Kunst nicht unberührt bleibt. Da jegliche auf die Globalisierung angewandte
Energie in der Maximierung von Ansprüchen – und dies vor allem an die Zukunft – liegt, muss als Gegenpol hierzu
gegenwärtige Aktualität von Kunst umso kritischer eingefordert werden.

Durch die inhaltliche Vorgabe (Mythos Orpheus) einerseits und durch das angewandte cross-mapping andererseits treten
Klassifizierungsbegriffe wie "Kunstgattung, Kunstsparte, opus, Stück" als bereits überkommene Terminologie in den
Hintergrund. Stattdessen liegt der Fokus des Interesses auf einem übergeordneten, multidisziplinären Sinnzusammenhang:
dem eigentlichen INTERMEDIUM. Das Material ist auch Medium selbst, das End/-Produkt und seine "Aura" definieren sich
aus den Differenzierungen seiner Anwendungsmöglichkeiten. So ist der inhaltliche Ansatz vor allem geprägt durch die Qualität
und Dichte der intermedialen Strategie der Projekte. Die einzelnen Kunst- und Medienträger (Künstler/Interpreten und
Anwendungsbereiche) sind dabei gleichwertig und werden in ihrer jeweiligen Gewichtung entsprechend nach Projektvoraus-
setzung eingesetzt.orfeus 07 zwischen Mythos und intermedium
Der natürliche Gegensatz von Mythos und intermedium bildet den Nukleus der künstlerisch-wissenschaftlichen Forschungs-
arbeit. Das Forschungsprojekt INTERMEDIUM orfeus 07 gestaltet sich dabei als Laboratorium von der Recherche bis zur
Anwendung mit der Vision zukünftiger künstlerischer Produktion und vor allem Rezeption.
Dies geschieht durch
Verknüpfung von einzelnen, in "neue" Zusammenhänge gebrachte Forschungsergebnisse zu folgenden Aspekten:


Bild-Sequenz-Bearbeitungsstrategien

Musik-Zeitkontinuum-Bezugssysteme

Text-Sprache-Bedeutungsnetzwerke.


Inhaltlich geht es primär um Fragestellungen aus dem Spektrum Mythos Orpheus in der Kombination mit ungewöhnlichen
medialen oder programmatischen Zusammenhängen. Dabei soll eine besondere Aufmerksamkeit und Hinwendung auf
Phänomene und Prozesse erzeugt werden, die sich konventionell nicht erschließen ließen.

Im vorliegenden Ansatz könnte somit sowohl den ästhetischen Entwicklungsstand zu Beginn des 21. Jahrhunderts
reflektieren (Forschungslaboratorium) als auch in der Lage sein, mittels der Projekte und Produktionen, Aussagen zu treffen,
Themen zu besetzen und Perspektiven zu entwickeln (Medienlabor und Projektanwendung).Angestrebt wird, dass das neue
"intermedium" – als Zusammenspiel von multimedialen und multidisziplinären Elementen – einen dynamischen Prozess
in Gang bringen könnte, ein Prozess, der Einfluss auf die Weiterentwicklung neuer Anwendungsmöglichkeiten
der performing arts zu nehmen in der Lage ist.Eberhard Kloke im Diskurs mit Markus Wintersberger


Intermedium Orfeus07 basiert auf der Grundidee, eine direkte Verknüpfung zur ORFEO-Opheus-Thematik
an den Anfang zu setzen. Erst ein zweiter Entwicklungsschritt löst sich von der Ausgangsthematik.
Diese Weiterentwicklung beginnt genau an dem Punkt, wo ein auf heutige Thematik bezogener künstlerischer Ansatz
intermediales Denken und Agieren erforderlich macht.
Das Material ist auch Medium selbst, das (End/-Produkt und
seine "Aura" definieren sich aus den Differenzierungen der Anwendungsmöglichkeiten. Der inhaltliche Ansatz ist
vor allem geprägt durch die Qualität und Dichte derintermedialen Strategie der Projekte.


Thema - Ausgangspunkt ORFEO 1607-2007:

I: Motto: La Musica

II: Orpheus 1: Erinnerung

III: Orpheus 2: Abschied

IV a+b: Orpheus 3: Die Reise / Die Hoffnung

V: Orpheus 4: Die Klage

VI: Orpheus und Euydike: Wendung und Blick

VII: Orpheus 5: Resignation

VIII: Orpheus 6: Vision


Intermedium orfeus 07...Standortbestimmung?
400 Jahre ORFEO-Monteverdi – Anlass genug, Mythos und Gattung (Oper-Musiktheater) einer Bilanzierung zu unterziehen.
Dabei kann es nicht um eine pure Standortbestimmung gehen, vielmehr fordern Stoff und Medium, einen offenen AUSTAUSCH
(www.orfeus07.com) in Gang zu bringen. Dabei schlägt das historische INTERMEDIUM, aus dem Monteverdi`s/Striggio`s
ORFEO von 1607 sich ableiten lässt, die Brücke zu heutigen, digitalen Medien der Darstellung, der Information und des
Datentransfers.

Von Orfeo - FAVOLA IN MUSICA- zu Orfeo ed Euridice – azione teatrale per musica -
zum Medienzeitalter des 21. Jahrhunderts

Orpheus war der naheliegende Stoff, den sich um 1600 die neue Gattung der Oper für ihre Selbstdefinition wählte.
Das von der Florentiner Camerata geschaffene neue Genre wird von Monteverdi und Striggio gleichsam auf den
Punkt neuen musikdramatischen Ausdrucks der Zeit geführt. Monteverdis Orfeo (Mantua 1607) ist tatsächlich die
erste Oper im Sinne praktischen Musizierens; nicht nur das älteste Opernwerk, vielmehr auch das erste Musikdrama,
in dem dichterisches Wort, dramatische Aktion und musikalische Formung sich die schöpferische Wage halten.
(nach Franz Ferdinand Redlich Claudio Monteverdi. Leben und Werk, Olten 1949).

Der Orpheus-Mythos bot den Autoren die große Herausforderung, eine neue Art von Musik zu kreieren, die über die in der
klassischen Antike vermutete rhetorische emotionale Kraft verfügte. Die eigentliche, historische Leistung Monteverdis
besteht darin, die Stilphänomene der Zeit zu einem einheitlichen musikalischen Kosmos zusammenzufassen, der sowohl
in die Vergangenheit des "Intermediums" wie in die Zukunft der Gluck-Wagnerschen "Geburt des Dramas aus dem Geiste
der Musik" weist. Orpheus-Verfilmungen, Cocteaus moderner Pariser Orphée, insbesondere Camus’ brasilianischer
Orfeu negro, weitergende literarische, malerische und fotografische Adaptionen zeigen, wie sich der Stoff antiker
Gesangs-Metaphysik gleichsam intermedial bis in die Moderne fortpflanzt.

Erinnerung als Wahrnehmung?
Eine produktiv-rezeptive Erinnerung an ORFEO-ORPHEUS gestaltet sich somit als folgenreiche Wahrnehmungserweiterung.
Der intermediale Diskurs entzündet sich am historischen Fokus "Orpheus" und eröffnet futuristische Räume der Visualität,
des Klanges sowie neuer performativer Darstellungsformen.



Intermedium Orfeus07. Multimedia-Projekte im und rund um den Klangturm St. Pölten 2007.

preloading. Orfeus Cinema07, 19. April/18.30 Uhr, Cinema Paradiso.
Passion123, 23. Juni 2007/20.30 Uhr, Diözesanmuseum.
Parsifal Entfernung. Sakrileg Kundry, 29. Juni 2007/20.30 Uhr, Stadtsäle.

In Kooperation mit: Klangturm St. Pölten, kunst im öffentlichen raum niederösterreich, Diözesanmuseum St. Pölten, Bildungshaus
St. Hippoyt St. Pölten, Kulturamt der Stadt St. Pölten, Stadtmuseum St. Pölten, Fachhochschule St. Pölten und Cinema Paradiso

Klangturm Saison 2007 Gesamtkuratierung: Hannes Raffaseder. Produktionsleitung: Martina Bertl und Marjan Nedeljkovic