ST.PÖLTEN 2007
KLANGTURM / DIÖZESANMUSEUM / KREUZGANG / STADTSÄLE / CINEMA PARADISO
Kugel 2. Orfeus. Innerer Klangraum

Stimmliche Äußerungen kommen immer von Innen

Die Persönlichkeit drückt sich in der Stimme aus.

Es ist schwierig, seine eigene Stimme glaubhaft zu verstellen.

Jederzeit sind wir in der Lage unzählige Stimmen zu unterscheiden und einwandfrei zuzuordnen. Den Stimmklang von vertrauten
Menschen oder von berühmten Persönlichkeiten erkennen wir meist sofort. Während wir den Außenraum mit unseren Sinnen in
uns aufnehmen, um uns in der Umwelt zu orientieren, versuchen wir unser Inneres mit Hilfe der Stimme für andere erfahrbar zu
machen. Mit Sprache und Gesang teilen wir uns mit, machen uns verständlich. Meist bringt uns erst die gegenseitige
Kontaktaufnahme, die Kommunikation mit unserer Stimme einander näher und macht menschliche Beziehungen lebendig.

Die Stimme charakterisiert jeden einzelnen Menschen. Sie ist ein ganz wesentliches, sehr persönliches Merkmal. All unsere
Befindlichkeiten spiegeln sich stets im Klang der Stimme, im Sprachrhythmus und der Sprachmelodie wider: Spaß und Freude,
Trauer und Leid, Lust und Begierde, Langeweile und Resignation, Hektik und Stress… Schon in jedem Seufzer, in jeder kleinen
Lautäußerung können große Emotionen stecken. So wie Orpheus mit seinem Gesang Eurydike in der Unterwelt wieder zum
Leben erweckt, ist es möglich, vieles mit der Stimme auszulösen: Abhängig von Klang, Sprachmelodie und -rhythmus können
der selbe Satz, das selbe Wort, der selbe Laut entweder aufbauen oder verletzen, erfreuen oder kränken,
ermuntern oder beleidigen,…

Gesang ist nicht nur ein wesentlicher Ursprung aller Musik, die menschliche Stimme ist vermutlich auch eines der flexibelsten
und vielfältigsten Instrumente. Die Breite der möglichen Ausdruckspalette ist enorm:

sprechen, singen, schreien, flüstern, stöhnen, krächzen, seufzen, wimmern, pfeifen, schnaufen, schmatzen, glucksen,…

Die interaktive Installation „Orfeus. Innerer Klangraum“ lädt zur intensiven Begegnung mit der eigenen Stimme ein.

Im Alltag verklingen unsere Laute sehr rasch. In diesem Klangraum werden diese Alltagstöne hingegen für eine Weile daran
gehindert. Die Zeit steht gleichsam still. Die von den BesucherInnen erzeugten Klänge und Geräusche erfüllen nach und nach
den gesamten Raum. Sie werden zum klingenden Material. Es wird möglich, den eigenen Lauten nachzuspüren, ihnen zuzuhören,
die eigene Klanglichkeit zu erleben. Durch Interaktion der BesucherInnen mit diesem Klangraum entsteht eine gemeinsame
Komposition aus unterschiedlichen Stimmen. Von der Kommunikation der BesucherInnen und dem gemeinsamen Zusammen-
wirken im Raum hängt es ab, ob dabei Wohlklang oder Chaos entsteht. Auch die Lichtsituation in diesem Klangraum passt sich
dem Raumklang an. So kann die Atmosphäre durch einzelne stimmliche Äußerungen interaktiv verändert werden.
Die eigenen Äußerungen beeinflussen somit die gesamte Stimmung und stehen somit wiederum in ganz enger Wechselwirkung
mit der eigenen Wahrnehmung. Hannes Raffaseder 2007

Robert Fludd. Oculus Imaginationis. 15. Hahrhundert
Intermedium Orfeus07. Multimedia-Projekte im und rund um den Klangturm St. Pölten 2007.

preloading. Orfeus Cinema07, 19. April/18.30 Uhr, Cinema Paradiso.
Passion123, 23. Juni 2007/20.30 Uhr, Diözesanmuseum.
Parsifal Entfernung. Sakrileg Kundry, 29. Juni 2007/20.30 Uhr, Stadtsäle.

In Kooperation mit: Klangturm St. Pölten, kunst im öffentlichen raum niederösterreich, Diözesanmuseum St. Pölten, Bildungshaus
St. Hippoyt St. Pölten, Kulturamt der Stadt St. Pölten, Stadtmuseum St. Pölten, Fachhochschule St. Pölten und Cinema Paradiso

Klangturm Saison 2007 Gesamtkuratierung: Hannes Raffaseder. Produktionsleitung: Martina Bertl und Marjan Nedeljkovic