THE BODYBOX.
SKULPTUR IN
BEWEGUNG

Installation 1998

LKW. Container.
Animation. Video.
Performance.
Fotografie

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The bodybox. Natürlich Künstlich Linz 1998. Containerskulptur. Computerskizze
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Wintersbergers Selbstporträt.
Selbsterforschung geht von Makrofotografien einzelner Körpersegmente aus, die digital verändert und manipuliert zu einer
homogenen Oberfläche zusammengesetzt werden, die eine arithmetische/ numerische Ausgangsbasis seiner Körperräume
bilden. Diese digitalisierte Körperoberfläche wird im Computer, die Textur betreffend verändert, über gerechnete Körperformen
gelegt und animiert oder als Fläche mit einer simulierten Kamera überflogen, ebenfalls einen dreidimensionalen Körper
evozierend. Es entsteht eine „Körperlandschaft“, die aus der Nähe oder Distanz einlädt oder sich verwehrt. Körper-Natur als
Oberfläche und Raum als Basismaterial für konstruierte virtuelle Landschaften. Körper-Ober-Fläche, Körper und Fläche,
Volumen und Haut werden außen von Markus Wintersberger statisch durch den Aufdruck der digital veränderten Körperbilder
auf den Container und innen aktiv durch das computeranimierte, den Körper abtastende Video repräsentiert. Körpersegmente
werden digitalisiert, der Körper im Computer neu generiert, Datenfelder, Formeln mit geometrischen Volumen angefüllt,
architektonischen Strukturen vergleichbar. Der Körper als Haus, als Konstruktion oder auch als begehbarer Sarkophag mit
Innenleben, eine Körperexpansion, bei der gleichzeitig architektonische, skulpturale sowie visuelle bildnerische Mittel kombiniert
und stilisiert werden als „Gesamtkunstwerk Körper“. Der Körper mutiert zum künstlerischen Konstrukt, zum multiformalen
Design, wird gespalten und neu zusammengesetzt, den immanenten Identitäten analog. Eine Ausdehnung der Körperform ins
Architektonisch-Räumliche, ein Heraustreten aus der natürlichen Physiologie, eine Sprengung der natürlichen Körpergrenzen
impliziert eine Verlagerung des imaginären Selbst, um mehr Raum für den anderen in sich zu schaffen, ein Aufnehmen oder
Einverleiben aus der neugeschaffenen Distanz. Die Geburt eines neuen monumentalen Ich, das sich Aussetzen, als der
Versuch einer Entgrenzung um möglicherweise an andere, neue Grenzen zu stoßen, als psychoanalytischer Vorgang, um sich
aus der Distanz als ein anderer zu erkennen. Dieser begehbare, sich dem Betrachter öffnende Körperraum, vollzieht eine
Spaltung des Selbst in Bewußtsein, die filmische Erinnerung an die Körperverwandlung/ Veränderung vorführend, und in den
statischen tektonischen Körper. Die natürlich/ künstlich-Schnittstelle der Trennung von Körper und Geist wird nachvollzogen.
Das innere Bild ist Projektion des Selbst nach außen. Das heißt, das äußere Bild ist verfestigter Ausdruck der inneren
Veränderungsprozesses, in dessen Zwischenraum sich der Betrachter wiederfindet, im zwischenmenschlichen Raum, im
„intersubjektiven Relationsfeld“. Der Aufenthalt im anderen, oder eine Begegnung mit dem anderen, wird durch die „dicke Haut“
gefiltert. „Wir haben und selbst - unser ‘Selbst’- als eine derartige ‘digitale Streuung’, als eine Verwirklichung von Möglichkeiten
dank dichter Streuung zu begreifen.“ (Vilém Flusser, Digitaler Schein, in: Medienkultur, Frankfurt/ Main, 1997, S.212)
Sabine Winkler, aus: Natürlich Künstlich, Besichtigung eines hybriden Gebildes, O.K. Centrum für Gegenwartskunst, 1998