Remember the Yellow Submarine. Es muss ja weiter gehen. medienwerkstatt006/Markus Wintersberger © 2007
Remember the Yellow Submarine. Compagnie Smafu & medienwerkstatt006


Künstlerische Leitung: Elisabeth Orlowsky, Markus Wintersberger

Performance:
Tanz & Choreographie: Luke Baio, Dominik Grünbühel, Andrea Nagl
Horn: Johanna Fuchsberger
Gesang & Stimme: Jessica Huijnen
Gast: Claudia Mader

Medien, Installation: medienwerkstatt006 / Markus Winterberger, Hannes Raffaseder

Musik, Komposition: Hannes Raffaseder

Idee und Konzept: Elisabeth Orlowsky, Markus Wintersberger, Hannes Raffaseder, Rainer Warrings

Künstlersiche Assistenz:
Andrea Nagl


In Kooperation mit:
Stadt Wien, Bundeskanzleramt:Kultur, Musikuniversität Wien,
Fachhochschule St. Pölten, Klangturm St. Pölten


Vor genau 40 Jahren entstand der Musikfilm „Yellow Submarine“ der Beatles. Er bewegt sich stilistisch
zwischen Op- und Popart, gilt als Vorläufer der Musikvideoclips und beeinflusste mit seinen comicartigen
Zeichnungen nachhaltig die graphische Werbung. Seine phantasievollen, farbenprächtigen Bilder mit einer
einfachen Geschichte über Frieden, Liebe, Hoffnung und Musik fingen den Geist der damaligen Zeit ein.
Den vielleicht besten Musikfilm aller Zeiten prägen neben seiner fantastischen Musik auch die seinerzeit
innovative Animationstechnik, der trockene, englische Humor, die geistreichen Wortspiele und seine
zitathaften Reminiszenzen an das 20. Jahrhundert.

Den Film der Beatles nimmt das Stück „Remember the Yellow Submarine“ als Ausgangspunkt für eine bunte
Reise durch reale und surreale Welten, zu einem Spiel mit Wirklichkeiten und Wahrnehmungen. Dazu wird
as gesamte Theaterhaus des Dschungel Wiens innen und außen „visuell“ neu gestaltet. Tanzperformances
und großflächige Projektionen auf die Außenwände der Mariahilfer Straße, im Foyer und den Theaterräumen,
Lichtinstallationen, interaktive Stationen, Liveübertragungen und Computeranimationen laden zu einem
Ausflug ins Reich der Phantasie und zu einem Spiel mit der Wirklichkeit ein. Hinweistafeln und graphisch
aufbereitete Erklärungen unterstützen die vielschichtigen und humorvollen Betrachtungen zu Zeit, Raum und
Realität und der Suche nach dem Sinn des Lebens.

Die Reise beginnt im Foyer, wo sich eine Schaltzentrale mit Überwachungsmonitoren von den Räumlichkeiten
des Dschungels befindet. Interaktiv kann man sich durch alle Räume zoomen, beobachten, was live dort vor
sich geht. Ein realer Einblick in räumlich entfernte Realitäten. Doch wie echt sind diese Wirklichkeiten?
Bei genauerem Hinschauen fallen subtile Veränderungen auf, die die vermeintliche Realität in Frage stellen.
Und passiert alles, was sichtbar scheint, in Echtzeit, also gerade jetzt oder erst später oder war es schon?

Das Spiel mit der Zeit sowie mit den Medien ist ein zentrales Thema von „Remember the Yellow Submarine“.
Alles lässt sich manipulieren, jedes Foto, jedes Video. Es gibt keinen garantierten Echtheitsbeweis mehr.
Wie bei der Eisenbahn, die im Foyer durch eine künstliche Landschaft fährt. Die Eisenbahn nimmt mit einer
Kamera ihre Fahrt durch das virtuelle Wien auf und projiziert sie auf einen Screen. Doch welches Wien ist
das? Das heutige Wien, das damalige, zukünftige oder wie Wien hätte sein können? Und fährt der Zug
wirklich?

Vorbei an einer Wand, die mit ihren kreisrunden Löchern die Metapher der Zeitlöcher aufgreift, gelangt man
durch eine dem Eingangsbereich vorgelagerte Tür in einen Soundkorridor. Auch hier wird die Wahrnehmung
der Zuschauer auf die Probe gestellt: Passt sich der Sound der Bewegung der Passanten an oder doch
umgekehrt?

Betritt man durch den Korridor den nächsten Raum, trifft man auf Eleanor Rigby und „all the lonely people“.
Hier begegnet man auch dem Nowhere Man mit dem schwarzen Loch in der Tasche. Begleitet von einer
Hornistin und einer Sängerin findet man sich in einer Tanzperformance wieder. Die Figuren spielen mit den
vorgefertigten Wahrnehmungs- und Wirklichkeitsmustern, ihren eigenen und denen des Publikums.
Überdimensionale Türen, Videoprojektionen und Soundfiles bieten wechselnde Szenarien, in denen der
Zuschauer zwischen den PerformerInnen wandelt.

Aus dieser Situation gelangt man durch Nebengänge in den Raum der Erinnerungen, wo sich Relikte aus der
Vergangenheit befinden. Gegenstände, die aus ihrem Zusammenhang gerissen und in einem surrealen
Kontext wieder neu zusammengesetzt werden – in Anlehnung an den Raum der Erinnerung aus dem Film
„Yellow Submarine“– verweisen auf einen kindlichen Blick auf die Welt, in dem die Gesetzmäßigkeiten der
erwachsenen Welt noch keine Rolle spielen. Auch dieser konkreteste Ort von „Remember the Yellow
Submarine“ mit seinen materiellen Versatzstücken aus der Realität erweist sich als subjektiv konstruiert.
Dies zeigt sich auch in der Musik. Die im Raum schwebenden Klänge beziehen sich auf die Songs der
Beatles ohne diese einfach zu reproduzieren. Sie werden mit den neuesten Möglichkeiten der digitalen
Technik bearbeitet und transformiert. Akustische Standbilder, extreme Verlangsamungen und
Beschleunigungen, Verdeckungen und Umfärbungen lassen scheinbar neue Sounds entstehen. Dabei lenkt
die Komposition das Ohr auf die sonst verborgenen Details der Songs, die – wie in der Erinnerung – nur
gelegentlich und schemenhaft an die akustische Oberfläche treten.

Am Ende des Saales steht man vor einem sich um sich selbst drehenden Modell vom Dschungel Wien und
einer es in Gegenrichtung umkreisenden Eisenbahn. Alles ist in Bewegung, alles bewegt sich.
Im Vorbeigehen bietet sich dabei ein Blick von oben auf das Ganze, von Außen nach Innen.

Schließlich gelangt man in einen mit transparenten Projektionsflächen verhangenen Raum, in dem mittels
sich drehender Projektoren eine farbenfrohe Bildcollage einer Unterwasserwelt projiziert wird. In diesen liquid-
fließenden Bildern bewegen sich die PerformerInnen wie im tiefen Ozean. Hier dringt man tiefer in die eigene
Erinnerung, hier lässt sich erahnen, was nicht sofort sichtbar ist, was unter der Oberfläche steckt. Stetig
morphende Formen von Figuren und Gegenständen verweisen auf den ständigen Wandel und Kreislauf des
Lebens.