Basierend auf den Arbeitsansätzen und Überlegungen zum Projekt cinecityR4_tranistorische Electrosphäre wird der Ort Galerie
Stadtpark Krems als diskursive Innen/Aussenraumschnittstelle - sowohl kontextuell als auch immanent architektonisch - befüllt
und bespielt. Eine Raumgitterskulptur, ein masstäblich gebautes Verweisendes bietet den Hauptstrang, das Refferentielle im
Kontext des Annahmebogens. Die Skulptur stellt eine masstäbliche Umsetzung M 1:50 des Regierungsviertel St. Pölten,
gezielt des bürokratie- und machtpolitisch gefüllten Landhausboulevard dar. Aus einzelnen Quadratholzstäben 1 x 1 cm gefertigt und jeweils mit Aluminiumspiegelfolie überzogen erinnert es an das real Vorhandene, spiegelt die Präsenz des Tatsächlichen
und entkleidet gleichzeitig die Architekturkörper. Wie transparent schwerelose „Raumcontainer“ reihen sich die einzelnen
Gebäudeblöcke zu dem Gesamtenvironmente. Wie errechnet ist das Reale? Wie berechnet und verrechnet sich das
Weltkonstrukt? Wie zentral oder zentriert erfindet sich eine Sozietät? Wie bindet und verbindet sich der „Gemeinort“ mit dem
„Individualort“? Welche Rolle fällt zu, gefällt oder missfält mir als am „Gemeinort“ partizipierenden Individuum?
Standpunktsuche und Standpunktanalyse bilden Haupagens dieses Forschungseinsatzes und dieser laboratorischen
Kunstvermessung. Die Skulptur selbst wird durch eine Lichtchoreographie in „Bewegung“ versetzt. Die stabile
Aussenweltanmutung erfährt eine Hinterfragung hinsichtlich ihrer Lebendigkeit. Das Gitterwerk der einzelnen Kuben löst sich
gleichsam in einem performativen Rhythmus auf, gerät in Schwingung und verselbtständigt sich als grafische
Raumlinienzeichnungen, die sich an den umliegenden Wänden nach aussen werfen. Der nächtliche Einblick und auch Ausblick
der Galerie erfährt durch diese Inszenierung ein energetisches sich in den Raum Brechen, die Schattenzeichnungen der
Skulptur stülpen sich entlang der Glasfassade in den Aussenraum. Die architektonische Grenze erfährt eine Ergänzung,
sie löst sich gleichsam als materielle Oberfläche auf, wird zum lichtfiktionalen Schattenriss einer politischen Idee.
Die Rückseite der Galerie, der transparente Fassadenteil dem Stadtpark zugewandt, wird mit einer Projektionsfläche
ausgehängt. Diese ist Träger für aus dem Modell erarbeitete Videoschleifen, masstäblich gekippte und montierte virtuelle
Einblicke in den fiktionalen Realraum. Das inszenierte Modell selbst wird in den Videos mit einem in diesem agierenden Körper
konfrontiert. Ein ertastendes und begreifendes Wesen wird Teil des Modellweltszenarius. Der „Leeraum“ erfährt eine Belebung
und Beseelung durch ein choreografisches Agens. Teils selbstbewusst, teils ängstlich bahnt sich die Person ihren Weg durch
das freigelegte Raumszenario. Die Ausstellung wird mittels einer Körperperformance - einer auf den Raum bezogen
Handlungschoreographie - eröffnet. Eine Bewegungsstudie wird für den spezifischen Ort Galerie Stadtpark, und den
spezifischen Kontext „cinecityR4_(dis)appearing capital“, entwickelt. Das Flachdach der Galerie wird zur Bühne oder zum
Sockel eines livegestischen Eingriffs. Die Figur agiert und interagiert mit den Proportionen des Raumes, sie bildet gleichsam
eine architektonische Erweiterung als „architekturraumkommunikative Liveplastik“. Als real Vorhandenes bildet sie die Spange
zum im virtuellen Raum der Videoschleifen eingebetteten Individduum. Das Projekt „cinecityR4_transistorische Electrosphäre“
und „cinecityR4_(dis)appearing capital“ wird akustisch sensitiv durch Alois Huber erforscht und getragen. Der jeweilige Realort
wird hinsichtlich seiner audiellen Substanz befragt und aus seinen Konstanten soundinstallativ bespielt.
Markus Wintersberger 2003 |
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